Bern — Diese Wand hat ihren grossen Auftritt. Elegant schwingt sie durch den Raum. Ihre Kurve setzt die Symmetrie des Ladenlokals, in dem der Affspace untergebracht ist, stilvoll ausser Kraft. Rund 1400 leicht versetzt angeordnete Glaskuben, die von hinten mit Licht versorgt werden, machen sie zu einer glamourösen Erscheinung. Sie heisst ‹Perfect #6› und ist Teil der Werkgruppe, in der sich Sabina Lang und Daniel Baumann mit modular aufgebauten Wänden in Verbindung mit Licht beschäftigen. Der Titel verströmt das kapitalistische Versprechen, Makellosigkeit liesse sich in Serie herstellen. Dabei zeigt sich aus der Nähe, dass viele einzelne Handgriffe die Wand geformt haben. Ausserdem weisen die Glaskuben Dellen und ungerade Kanten auf, was sie von weitem wie kleine, weiche Luftkissen wirken lässt. ‹Perfect #6› erinnert damit an die bekannten ‹Comfort›-Werke, in denen das Künstlerduo monumentale, aufgeblasene Kunststoffkörper auf gebaute Architekturen legte. Neu ist, dass hier Lang/Baumann mit vorgefundenem Material arbeiten. Sie erhielten die Glaskuben (insgesamt 8000!) aus einem Umbau. Und so liest sich das Werk im Kontext des Affspace, einem Offspace für Architektur, fast wie ein Statement in der Nachhaltigkeitsdebatte. Denn, was aus dem Re-use entsteht, ist doch einfach – perfect.
Hinweis zur Ausstellung «Lang/Baumann – Perfect #6»
Affspace – Offspace für Architektur, Bern
1. September bis 19. November 2022
Publiziert in:
Kunstbulletin 11/2022
artlog.net