Die Zürcher Künstlerin macht in ihren Fotografien Dinge sichtbar – oder lässt sie verschwinden.
Wenn Bianca Brunner (*1974) auf den Auslöser ihrer Grossbildkamera drückt, ist das ein kurzer Klick in einem langen Prozess, der zu diesem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten ist. Die in Zürich und London ausgebildete und tätige Schweizer Künstlerin findet ihre fotografischen Motive nicht; sie entwickelt und baut sie selber. In ihrem Atelier der Stiftung Binz39 in Zürich, wo sie noch bis zum Sommer residiert, würde man denn auch eher eine bildende Künstlerin vermuten als eine Fotografin. Die Wände sind übersät mit Farbspuren, auf dem Boden verteilt liegen Magnetbänder von alten Musikkassetten, Schachteln mit Plastikschnüren und verschiedenen Stoffen. Ihre Arbeiten einer Gattung zuzuordnen, würde ihnen nicht gerecht werden. Bianca Brunner hat in den letzten Jahren eine eigene Kunstform entwickelt, die Fotografie, Objekt- und Installationskunst auf neue Art und Weise kombiniert. Ihre Fotografien geben einige Rätsel darüber auf, was sie überhaupt abbilden, obwohl sie analog aufgenommen und auch nicht nachträglich manipuliert wurden. Doch die Künstlerin weiss, die Mittel des Mediums für ihre Bildwirkungen einzusetzen, etwa die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Massstäben zu arbeiten. So stellt sich die Konstruktion aus weiss bemalten Holzstäbchen und Papier, die in der Ecke ihres Ateliers steht, als Modell für «Tower» (2012) heraus. Wer hätte gedacht, dass sich hinter einer lediglich 40 x 28 Zentimeter grossen Fotografie ein Objekt von ungefähr zwei Metern verbirgt?
Was Bianca Brunner fasziniert, ist durch die Fotografie Dinge sichtbar zu machen oder verschwinden zu lassen. So bleiben von den Figuren des Triptychons «Tower», «Hide» und «Tank» aufgrund der starken Überbelichtung nur noch weisse Silhouetten übrig. Abwesende Körper, ausgeblendet und ins Papier eingeebnet. Dafür treten nun andere Merkmale an die Oberfläche. Wir sehen die Materialität der dünnen Stäbchen und erkennt man an den Rändern nicht sogar noch die Textur des Holzes und auch die wolkige Pinselstruktur des Hintergrunds? Insbesondere tritt aber die fragile Konstruktion hervor. Die Modelle können sich aufgrund ihrer Grösse nur schwer auf ihren wackeligen Beinen halten. Auch das ist eine typische fotografische Eigenschaft: das Einfangen eines Moments.
Auch bei «Harlekin» von 2010 war die Vorlage leicht und beweglich. Die Künstlerin schnitt Rauten aus gewöhnlichen Migros- und Coop-Einkaufstaschen aus, bemalte sie mit zwei unterschiedlichen blauen Farben, lackierte sie, klebte sie an den Kanten zu einem Rautenmuster zusammen und fotografierte sie bei Oberlicht. Das Ergebnis ist ein Bild, in dem die Falzspuren, Knitterfalten und die Lichtreflektionen auf dem Lack eine starke haptische Wirkung ausüben. In Werken wie «Harlekin», wo die Textur eine wichtige Rolle spielt, arbeitet Brunner hauptsächlich Schwarz-Weiss. Sie lässt Silbergelatine-Handabzüge machen, die die Nuancen und Tiefe ergeben, die sie sich wünscht. Dafür reist sie zwei Jahre nach ihrer Rückkehr in die Schweiz immer wieder nach London zum Printer ihres Vertrauens.
Brunner benutzt aber auch Farbe. «Flag», «Sun», «Sail» heissen die Werke eines Triptychons von 2012, die auf den ersten Blick wie Gemälde erscheinen mögen. Sie bestehen aus von der Künstlerin selbst eingefärbten Stoffstreifen, die sie zusammennähte und mit feinen Schnüren an ihrer Zürcher Atelierwand befestigte. Im Abzug werden sie zu prägnanten Formen von auffälliger Materialität, die weiss gestrichene Holzlattenwand und die Schnüre zu feinen Zeichnungen. Licht ist bei Bianca Brunner Werkzeug und Bildthema zugleich. Ihre erste Einzelausstellung bei der Galerie BolteLang im Frühling 2012 betitelte sie mit «Dawn Has Broken». In diesem speziellen Morgenlicht begegneten einem der Hochsitz, der Turm und der Tank als ferne architektonische Landmarken, ebenso die intensiven Farbstreifen des Segels und der Flagge. Doch die Betrachtenden bleiben distanziert. Brunner packt ihre eher kleinformatigen Fotografien hinter Glas in sorgfältig ausgewählte Rahmen und fordert uns auf, genau hinzusehen.
Was Bianca Brunner fasziniert, ist durch die Fotografie Dinge sichtbar zu machen oder verschwinden zu lassen. So bleiben von den Figuren des Triptychons «Tower», «Hide» und «Tank» aufgrund der starken Überbelichtung nur noch weisse Silhouetten übrig. Abwesende Körper, ausgeblendet und ins Papier eingeebnet. Dafür treten nun andere Merkmale an die Oberfläche. Wir sehen die Materialität der dünnen Stäbchen und erkennt man an den Rändern nicht sogar noch die Textur des Holzes und auch die wolkige Pinselstruktur des Hintergrunds? Insbesondere tritt aber die fragile Konstruktion hervor. Die Modelle können sich aufgrund ihrer Grösse nur schwer auf ihren wackeligen Beinen halten. Auch das ist eine typische fotografische Eigenschaft: das Einfangen eines Moments.
Auch bei «Harlekin» von 2010 war die Vorlage leicht und beweglich. Die Künstlerin schnitt Rauten aus gewöhnlichen Migros- und Coop-Einkaufstaschen aus, bemalte sie mit zwei unterschiedlichen blauen Farben, lackierte sie, klebte sie an den Kanten zu einem Rautenmuster zusammen und fotografierte sie bei Oberlicht. Das Ergebnis ist ein Bild, in dem die Falzspuren, Knitterfalten und die Lichtreflektionen auf dem Lack eine starke haptische Wirkung ausüben. In Werken wie «Harlekin», wo die Textur eine wichtige Rolle spielt, arbeitet Brunner hauptsächlich Schwarz-Weiss. Sie lässt Silbergelatine-Handabzüge machen, die die Nuancen und Tiefe ergeben, die sie sich wünscht. Dafür reist sie zwei Jahre nach ihrer Rückkehr in die Schweiz immer wieder nach London zum Printer ihres Vertrauens.
Brunner benutzt aber auch Farbe. «Flag», «Sun», «Sail» heissen die Werke eines Triptychons von 2012, die auf den ersten Blick wie Gemälde erscheinen mögen. Sie bestehen aus von der Künstlerin selbst eingefärbten Stoffstreifen, die sie zusammennähte und mit feinen Schnüren an ihrer Zürcher Atelierwand befestigte. Im Abzug werden sie zu prägnanten Formen von auffälliger Materialität, die weiss gestrichene Holzlattenwand und die Schnüre zu feinen Zeichnungen. Licht ist bei Bianca Brunner Werkzeug und Bildthema zugleich. Ihre erste Einzelausstellung bei der Galerie BolteLang im Frühling 2012 betitelte sie mit «Dawn Has Broken». In diesem speziellen Morgenlicht begegneten einem der Hochsitz, der Turm und der Tank als ferne architektonische Landmarken, ebenso die intensiven Farbstreifen des Segels und der Flagge. Doch die Betrachtenden bleiben distanziert. Brunner packt ihre eher kleinformatigen Fotografien hinter Glas in sorgfältig ausgewählte Rahmen und fordert uns auf, genau hinzusehen.